BITS & BETON

Gedanken zu Ökonomie & Nachhaltigkeit

Exponentieller technologischer Fortschritt über Paradigmen hinweg

Technologische Entwicklung verläuft nicht linear, sondern exponentiell beschleunigt. Futurist Ray Kurzweil prägte das Konzept des „Gesetzes der beschleunigenden Renditen“, wonach der Fortschritt in Technologie sich selbst verstärkt und immer schneller wird. Ein bekanntes Beispiel ist Moore’s Law in der Mikroelektronik – die Anzahl der Transistoren auf einem Computerchip verdoppelte sich über Jahrzehnte etwa alle 18–24 Monate, was zu immer leistungsfähigeren und günstigeren Computern führte. Kurzweil weist jedoch darauf hin, dass exponentielles Wachstum der Rechenleistung schon lange vor Moore’s Law begann: Die Entwicklung reicht über mehrere Paradigmen zurück – von mechanischen Rechenmaschinen, zu Relais- und Röhrenrechnern, Transistoren und integrierten Schaltkreisen. Wenn eine Technologie-Generation an ihre physikalischen Grenzen stieß, wurde sie von einer neuen abgelöst, wodurch der exponentielle Trend ungebrochen blieb. So war Moore’s Law lediglich der fünfte Paradigmenzyklus; nach dem Siliziumchip könnten neuartige molekulare oder Quanten-Computing-Technologien den nächsten Schub bringen.

Auch außerhalb der Computertechnik sehen wir ähnliche exponentielle Entwicklungen. Im Bereich künstliche Intelligenz (KI) stieg z.B. die benötigte Rechenleistung für Spitzen-KI-Modelle rasant an. Schätzungen zeigen, dass die für das Training fortschrittlicher KI genutzte Rechenmenge in den 2010er Jahren alle 3,4 Monate verdoppelt wurde – ein Tempo, das weit über der traditionellen Halbleiter-Entwicklung liegt. Diese massive Steigerung ermöglichte Durchbrüche etwa bei Sprachassistenten und Bildanalyse.

Im Biotech-Sektor sehen wir ebenfalls exponentiellen Fortschritt. Besonders eindrucksvoll ist der Fall der DNA-Sequenzierung: Die Kosten, um ein menschliches Genom zu entschlüsseln, sind von rund 95 Millionen US-Dollar im Jahr 2001 auf etwa 525 US-Dollar im Jahr 2022 gefallen – ein Preisrückgang um 99,99%. Damit hat die Gensequenzierung die Taktung von Moore’s Law weit übertroffen und wurde von einer teuren Forschungsaufgabe zu einer alltäglichen Labormethode. (Zum Vergleich: 2008 trat mit neuen Sequenziertechniken ein regelrechter Preisverfall ein, der deutlich steiler war als die klassische Moore-Kurve.) Ähnlich sehen wir in der Nanotechnologie und Materialwissenschaft stete Fortschritte – etwa die Präzision, mit der wir Materie manipulieren können, verdoppelt sich in immer kürzeren Abständen. Insgesamt bedeutet dies, dass im 21. Jahrhundert Veränderungen viel schneller und tiefgreifender stattfinden. Kurzweil schätzt sogar, dass dieses Jahrhundert nicht bloß 100 Jahre Fortschritt bringen wird, sondern die Wirkung von 20.000 Jahren an technischer Entwicklung nach heutigem Tempo. Obwohl solche Zahlen spekulativ wirken, illustrieren sie die gewaltige Beschleunigung, die zu erwarten ist – von KI über Biotech bis Nanotech.

Diese rasante Entwicklung hat zwei wesentliche Konsequenzen: Erstens fallen die Kosten vieler Technologien mit der Zeit drastisch (Deflation bei Tech-Gütern), und zweitens verändern sich Wirtschaft und Gesellschaft schneller, als viele es gewohnt sind. Im Folgenden betrachten wir, wie sich dieser exponentielle High-Tech-Fortschritt makroökonomisch auswirkt, was er für Geldpolitik und Staatsfinanzen bedeutet, und wie Gesellschaftsmodelle wie Modern Monetary Theory (MMT), Grundeinkommen und Jobgarantie sowie die Verfügbarkeit von Energie in diesem Kontext zu bewerten sind.

Deflationäre Tendenzen der Hochtechnologie und makroökonomische Auswirkungen

Technologischer Fortschritt führt oft dazu, dass Produkte und Dienstleistungen günstiger und effizienter werden – man spricht von technologiegetriebener Deflation. Ein Alltagsbeispiel ist die Unterhaltungselektronik: Heute erhält man für wenige hundert Euro ein Smartphone, dessen Rechenleistung und Funktionsumfang vor 20 Jahren selbst mit Millionenbudgets unerreichbar gewesen wären. Diese Tendenz gilt in vielen Tech-Bereichen – von der Informationstechnik über erneuerbare Energie bis zur Gentechnik – und führt dazu, dass bestimmte Preise dauerhaft fallen oder Leistung massiv steigt zum gleichen Preis.

Makroökonomisch bedeutete dies historisch, dass Phasen intensiver technologischer Umbrüche oft von geringer Inflation oder sogar sinkendem Preisniveau begleitet waren (sofern keine anderen gegenläufigen Kräfte wirken). Ein bekanntes historisches Beispiel ist die „Große Deflation“ von ca. 1870–1890, als industrielle Produktivitätsgewinne und globale Handelsexpansion zu einem allgemeinen Preisrückgang führten. Trotz fallender Preise wuchs die Wirtschaft damals kräftig – ein Phänomen, das Ökonomen als gutartige Deflation (durch Angebotsausweitung) bezeichnen. Anders als deflationäre Krisen, die durch Nachfragemangel entstehen (z.B. 1930er Jahre), war die Deflation im 19. Jahrhundert eine Folge des technischen Fortschritts und steigender Effizienz und wurde von Einkommen- und Produktionszuwächsen begleitet.

In der heutigen Zeit beobachten wir ebenfalls einen disinflationären Einfluss der Technologie. Studien zeigen, dass in den letzten zwei Jahrzehnten in den USA die Wirkung der Technologie auf die niedrige Inflation stärker war als die Globalisierung. Automatisierung und digitale Plattformen erhöhen die Produktivität, ersetzen teure menschliche Arbeit in Teilen und bremsen so das Lohn- und Preiswachstum. Zudem führt E-Commerce zu mehr Preistransparenz und globalem Wettbewerb – Verbraucher können online stets den günstigsten Anbieter finden, was Preiserhöhungen erschwert. Ein Forschungspapier fasst zusammen: Technologischer Fortschritt erhöht die Produktivität und senkt die Produktionskosten; wenn die zusätzliche Kaufkraft (Nachfrage) nicht im gleichen Maße steigt, können daraus deflationäre Tendenzen entstehen. Anders ausgedrückt: Wir können mehr Güter mit weniger Aufwand produzieren, was Druck auf das Preisniveau nach unten ausübt.

Konkrete Zahlen untermauern diesen Trend. So sind etwa in den USA die Preise vieler langlebiger Konsumgüter (wie Elektronik, Haushaltsgeräte) seit den 1990er Jahren inflationsbereinigt gefallen, während vor allem nicht-technologiegetriebene Dienstleistungen (z.B. Gesundheit, Bildung) teurer wurden. Ein besonders drastisches Beispiel ist die bereits erwähnte Gensequenzierung: Ein Rückgang der Kosten um 5 Größenordnungen in zwei Jahrzehnten führt dazu, dass ein vormals milliardenteures Verfahren heute allgemein erschwinglich ist – eine deflationäre Revolution in der Biotechnologie. Ähnliches gilt für Solarenergie: Der Preis pro Watt Solarzellenleistung sank seit 1976 um rund 99% (von etwa 100 USD/W auf unter 0,5 USD/W), wodurch Solarstrom heute in vielen Regionen die günstigste Energiequelle ist. Diese grüne Tech-Deflation unterstützt sogar die Bekämpfung des Klimawandels, weil erneuerbare Energie zunehmend konkurrenzfähig wird.

Mit dem Anwachsen der High-Tech-Sektoren in der Volkswirtschaft verstärkt sich deren makroökonomischer Einfluss. Wenn große Anteile der Wirtschaft – z.B. Informationstechnologie, Telekommunikation, Halbleiter, aber auch teil-automatisierte Fertigung – ständigen Preisrückgängen unterliegen, kann dies die gesamtwirtschaftliche Inflation dämpfen. Zentralbanken wie die FED oder EZB stehen dann vor dem Rätsel, warum trotz niedriger Arbeitslosigkeit die Inflation gering bleibt (ein Phänomen der 2010er Jahre). Teil der Erklärung liegt in diesen Technologieeffekten. Eine empirische Analyse (1999–2016) fand, dass technologischer Fortschritt mittlerweile mehr zur niedrigen Inflation beiträgt als billige Importe (Globalisierung).

Ein positiver Aspekt dieser Art von Deflation ist, dass sie mit Wohlstandsgewinnen einhergeht: Verbraucher erhalten mehr Leistung fürs Geld, der Lebensstandard kann steigen. Allerdings gibt es auch Herausforderungen. Unternehmen in disruptiven Branchen sehen fallende Absatzpreise und müssen ihre Gewinne über höhere Stückzahlen oder neue Geschäftsmodelle sichern. Arbeitskräfte in automatisierten Bereichen erleben möglicherweise Druck auf Löhne. Und die Geldpolitik läuft Gefahr, bei traditionell niedrigen Zinsen wenig Spielraum zu haben, falls doch eine Rezession eintritt (Stichwort „säkulare Stagnation“).

Insgesamt lässt sich sagen: Hochtechnologie wirkt tendenziell disinflationär. Wir leben heute in einer Welt, in der z.B. Computer, Software oder Telekom-Dienste jedes Jahr besser und/oder günstiger werden – ein in der Wirtschaftsgeschichte ungewöhnlicher Zustand. Diese Entwicklung erfordert ein Umdenken in der Finanz- und Geldpolitik, wie im nächsten Abschnitt behandelt.

Tech-Deflation und Modern Monetary Theory (MMT)

Die Modern Monetary Theory (MMT) ist eine volkswirtschaftliche Sichtweise, die Staatsdefizite und Geldschöpfung in einem neuen Licht betrachtet – speziell für Währungsräume mit souveräner Fiat-Währung (wie den USA, Japan, Großbritannien, aber nicht einzelne Euro-Länder ohne eigene Zentralbank). Ein zentraler Satz der MMT lautet: Ein monetär souveräner Staat kann sich Ausgaben in eigener Währung immer leisten; die echte Grenze der Staatsverschuldung ist nicht die Insolvenz, sondern die Inflation.. Mit anderen Worten, solange ungenutzte Ressourcen (Arbeitskräfte, Produktionskapazitäten) vorhanden sind und Preisstabilität herrscht, kann der Staat Geld in Umlauf bringen (durch Ausgaben über Steuereinnahmen hinaus), ohne negative Konsequenzen – im besten Falle stimuliert er damit Wachstum und Beschäftigung. Erst wenn die Wirtschaft an ihre reale Kapazitätsgrenzen stößt, würde zusätzliches Defizit zu reiner Inflation führen, was dann das Signal ist, gegenzusteuern (z.B. durch Steuern oder Ausgabenreduktion).

In einer von Hochtechnologie geprägten Wirtschaft erhält dieses Prinzip besonderes Gewicht. Wie gesehen, neigt eine High-Tech-Ökonomie zu deflationärem Druck bzw. zumindest zu sehr moderater Inflation. Klassische Ökonomen warnten früher vor großen Defiziten, da diese angeblich zwangsläufig Inflation oder Zinssteigerungen verursachen. Doch in den letzten Jahren zeigte sich eher das Gegenteil: Trotz historisch beispielloser Geldmengenausweitung (z.B. durch Quantitative Easing der Zentralbanken) blieb die Inflation lange niedrig, bis Lieferkettenprobleme und Energiepreise 2021/22 vorübergehend für einen Schub sorgten. Technologische Faktoren – effiziente globale Produktion, Automatisierung, digitale Distribution – erwiesen sich als preisdämpfende Kräfte.

Aus MMT-Perspektive bedeutet dies, dass Regierungen den durch Tech-Deflation geschaffenen Spielraum nutzen können (und sollten), um Vollbeschäftigung und öffentliche Investitionen zu fördern, anstatt primär Defizite zu scheuen. Klassische Defizitkritik, wie sie etwa in der europäischen Austeritätspolitik zum Ausdruck kam („Staat muss sparen wie ein Privathaushalt“), greift in einer Hochtechnologie-Ära zu kurz. Wenn der Privatsektor wegen hoher Produktivität und Automation weniger investieren muss oder weniger Arbeitnehmer benötigt, kann staatliche Nachfrage Lücken füllen, ohne unerwünschte Inflation zu erzeugen. Genau das betont MMT: Staatliche Defizite sind nicht per se gefährlich, solange die Ressourcen nicht voll ausgelastet sind. Im Gegenteil – ein zu niedriges Defizit (bzw. ein Überschuss) kann in einer dynamischen, produktivitätssteigernden Wirtschaft Nachfragedefizite schaffen und Arbeitslosigkeit erhöhen.

Ein praktisches Beispiel ist Japan: Seit den 1990ern kämpft Japan mit deflationären Tendenzen. Die Staatsverschuldung stieg auf über 240% des BIP – was nach konventioneller Sicht alarmierend ist – doch die erwartete Inflation blieb aus; im Gegenteil war die Herausforderung oft, moderate Preissteigerungen zu erreichen. Technologischer Fortschritt, gepaart mit Sparneigung der Haushalte, führte zu chronisch niedriger Nachfrage. MMT würde sagen: Japan hätte ruhig noch mehr fiskalisch stimulieren können, da das eigentliche Problem Unterauslastung war, nicht Überschuldung. (Allerdings spielt dort auch Demografie eine Rolle.)

Zentralbanken achten mittlerweile explizit auf technologische Faktoren. So untersuchte z.B. die Bank of England, ob digitale Technologien das Produktivitätswachstum unterschätzt erhöhen (Stichwort „missing inflation“). Die Schlussfolgerung in vielen Analysen: Solange Tech-Deflation und Globalisierung wirken, kann die Wirtschaft heißer laufen, ohne überzukochen. Dies untermauert den MMT-Grundsatz, dass Inflation der limitierende Faktor staatlicher Ausgaben ist – und wenn dieser Faktor durch Technologie gedämpft wird, können höhere Defizite tragfähig sein.

Ein weiterer Aspekt ist, dass Hochtechnologie oft hohe Investitionen erfordert (etwa in Infrastruktur, F&E, Bildung). MMT-freundliche Ökonomen argumentieren, der Staat solle in solchen Zukunftsbereichen ruhig Geld in die Hand nehmen – z.B. Breitbandnetze, öffentliche Forschung, Energiewende –, anstatt diese Ausgaben aus Defizitangst zu unterlassen. Wenn die privaten Kosten sinken (Deflation), kann der Staat umso günstiger investieren.

Zusammengefasst: In einer von High Tech geprägten Wirtschaft ist es fehlgeleitet, Staatsdefizite allein an altmodischen Kennzahlen wie Schuldenquoten zu messen. Wichtiger ist, ob die Ausgaben die realen Kapazitäten sinnvoll nutzen, ohne inflationäre Überhitzung zu verursachen. Dauerhaft deflationäre Tendenzen könnten sogar bedeuten, dass Regierungen ständig mitdefizitieren müssen, um Vollbeschäftigung und Preisstabilität zu erreichen – ein Szenario, das MMT als normal und handhabbar beschreibt, während klassische Politik hier oft unnötig bremst.

Grundeinkommen versus Jobgarantie im Zeitalter der Automatisierung

Die fortschreitende Automatisierung durch KI und Robotik wirft eine Kernfrage auf: Wie sichern wir Einkommen und sinnvolle Beschäftigung für alle Menschen, wenn zunehmend Maschinen produktive Aufgaben übernehmen? Zwei prominente Vorschläge dominieren die Debatte: das Bedingungslose Grundeinkommen (Universal Basic Income, UBI) und eine Jobgarantie (Job Guarantee, JG). Beide Ansätze wollen Armut beseitigen und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen, unterscheiden sich aber grundlegend in Umsetzung und Wirkung.

Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE/UBI): Jeder Bürger erhält vom Staat regelmäßig einen Pauschalbetrag – ohne Bedingungen, Prüfungen oder Arbeitsauflagen. Die Idee dahinter: Existenz und Grundbedarf sollen absolut abgesichert sein. Menschen hätten dann die Freiheit, abzulehnen, was immer an „Bullshit-Jobs“ oder ausbeuterischen Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt angeboten wird, und könnten sich verstärkt Dingen widmen, die ihnen wichtig sind (Familie, Ehrenamt, Kreativität etc.), ohne Existenzangst. In Zeiten drohender Massenarbeitslosigkeit durch KI-Roboter erscheint ein Grundeinkommen vielen als einfache Lösung, um den sozialen Frieden zu wahren – man verteilt quasi einen Teil des enormen technischen Produktivitätsgewinns direkt an alle. Befürworter betonen, ein BGE könne bürokratische Sozialapparate ersetzen und den Menschen Würde und Entscheidungsfreiheit zurückgeben. Pilotprojekte, wie 2017–2018 in Finnland, zeigten denn auch positive soziale Effekte: Die Teilnehmer eines BGE-Experiments dort berichteten von weniger Stress, höherem Wohlbefinden und mehr Vertrauen in Institutionen; zugleich gab es keine Anzeichen, dass sie weniger arbeiteten als ohne Grundeinkommen – die oft befürchtete Arbeitsunwilligkeit blieb also aus.

Jobgarantie (JG): Hier verspricht der Staat, allen arbeitswilligen Personen eine Beschäftigung zu garantieren – zu einem gesellschaftlich sinnvollen Zweck und zu fairen Bedingungen (z.B. Mindestlohn oder existenzsichernder Lohn). Der Staat wird somit zum Arbeitgeber letzter Instanz. Statt Arbeitslosenunterstützung gibt es ein Angebot, in öffentlichen Projekten oder gemeinnützigen Arbeiten tätig zu werden – von der Pflege über Umwelt- und Infrastrukturprojekte bis zur Kunst – je nach Fähigkeit der Personen. Die JG zielt darauf ab, gleichzeitig Vollbeschäftigung und Preisstabilität zu sichern: Sie schafft einen „Beschäftigungspuffer“. In wirtschaftlichen Abschwüngen würde das JG-Programm anschwellen (mehr Leute arbeiten temporär im staatlichen Sektor), in Booms würden viele wieder in private Jobs wechseln. MMT-Ökonomen favorisieren die Jobgarantie, weil sie einen Lohnanker setzt – etwa wenn der JG-Lohn 15 €/Stunde ist, kann dieser als Untergrenze dienen und durch das Angebot an Arbeit Inflation dämpfen. Zudem wird produktive Tätigkeit gefördert statt Arbeitslosigkeit verwaltet.

Beide Konzepte haben Vor- und Nachteile, die in der Fachwelt lebhaft diskutiert werden. Eine MMT-freundliche Sicht tendiert klar zur Jobgarantie. Der Grund: Ein Grundeinkommen allein ändere nichts an der zugrunde liegenden Produktionsstruktur und Machtverteilung, während eine Jobgarantie das Recht auf Arbeit und gesellschaftliche Wertschöpfung betont. Eine wissenschaftliche Arbeit von Ehnts & Höfgen (2019) stellt fest, dass eine Jobgarantie mehr makroökonomische und soziale Probleme adressiert als ein UBI – insbesondere garantiert sie echte Vollbeschäftigung und wirkt als automatischer Stabilisator. Nach ihrer Analyse ist die JG das effizienteste Instrument, um dauerhaft Vollbeschäftigung und Preisstabilität zu erreichen und zugleich soziale Teilhabe zu fördern.

Zur Veranschaulichung ein vergleichender Überblick:

Aspekt

Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE/UBI)

Jobgarantie (JG)

Grundidee

Geldleistung an alle, ohne Gegenleistung (universelles Bürgergeld).

Beschäftigungsangebot für alle Arbeitswilligen, bezahlt vom Staat.

Ziel

Armut eliminieren, Existenzangst nehmen, Freiheiten erhöhen.

Vollbeschäftigung sichern, sinnvolle Arbeit fördern, Einkommen garantieren.

Wirkung auf Arbeit

Ermöglicht Ablehnung schlecht bezahlter oder unliebsamer Jobs; könnte aber bei sehr hohem UBI einige vom Arbeiten abhalten (umstritten, Finnland zeigte keine Reduktion der Arbeitsbereitschaft).

Niemand muss unfreiwillig arbeitslos sein; Menschen bleiben im Arbeitsleben integriert, erwerben Skills. Private Arbeitgeber müssen mit fairen Bedingungen konkurrieren, da Staat immer Alternative bietet.

Verteilung & Gerechtigkeit

Alle erhalten das Gleiche – einfaches System, aber hoher Finanzbedarf. Könnte als „Geld ohne Gegenleistung“ von einigen abgelehnt werden.

Löhne für echte Arbeit – „etwas für das Geld tun“. Kann gesellschaftlich als gerechter empfunden werden, da Beiträge sichtbar sind.

Inflationärer Effekt

Wenn hoch genug bemessen, steigert UBI die Kaufkraft broad. Ohne entsprechende Ausweitung des Angebots könnten Preise steigen. Zudem könnte UBI (bei voller Existenzdeckung) zu höheren Lohnforderungen im Niedriglohnsektor führen, da Menschen nicht müssen. Kritiker warnen vor Inflationsdruck, da viel Geld in Umlauf kommt ohne direkte Produktion.

Staat zahlt Löhne, bekommt aber Arbeitsleistung – Produktion steigt mit Nachfrage. JG setzt einen Lohnanker (z.B. Mindestlohnniveau), der inflationstreibende Engpässe entschärft. In Abschwüngen erhöhen JG-Jobs die Nachfrage, in Booms wandern Leute in den Privatsektor ab – das stabilisiert konjunkturell. Insgesamt sehen MMT-ler die JG als inflationsneutraler an.

Bürokratie & Umsetzung

Verwaltung eher einfach (jedem Bürger einen Betrag auszahlen). Herausforderung: Integration ins Steuersystem (Gegenfinanzierung) und politische Akzeptanz, v.a. bei Leistung ohne Bedürftigkeitsprüfung.

Erfordert Organisation vieler Jobs, Verwaltung lokaler Projekte, Matching von Fähigkeiten. Staat muss als Arbeitgeber effizient agieren. Politisch Umsetzungsfrage: welche Arbeiten, wer leitet es, etc.

UBI-Befürworter argumentieren, dass angesichts von KI, die potenziell Millionen Jobs ersetzt, ein Grundeinkommen nötig sei, um Massenkaufkraft und sozialen Zusammenhalt zu sichern, selbst wenn klassische Vollbeschäftigung utopisch wird. Prominente Unternehmer (wie Elon Musk oder Mark Zuckerberg) und Politiker (wie Andrew Yang in den USA) haben sich dafür ausgesprochen, oft mit Verweis auf die Automatisierungswelle. UBI-Pilotprojekte (Finnland, kleinere Versuche in Kanada, den Niederlanden, Namibia u.a.) liefern Hinweise: Lebenszufriedenheit und Gesundheit der Teilnehmer steigen meist, jedoch sind die Effekte auf Beschäftigung gering – weder massiver Jobrückgang noch stark erhöhte Erwerbsquote, eher neutral. Eine Kritik am UBI ist, dass es als „Trojanisches Pferd“ dienen könnte, um Sozialsysteme abzubauen: Beispielsweise Milton Friedman sah einen garantierten Grundeinkommensbetrag (negative income tax) als Möglichkeit, Mindestlöhne und Sozialhilfe abzuschaffen. Linke Kritiker warnen, ein knapp bemessenes Grundeinkommen könnte politisch missbraucht werden, um Arbeitnehmer ohne weitere Unterstützung dastehen zu lassen, während rechte Skeptiker einwenden, UBI nehme den Anreiz zu arbeiten und sei leistungsfeindlich. Empirisch bestätigte sich letzteres bisher nicht eindeutig, doch die Sorge bleibt in der öffentlichen Meinung präsent.

JG-Befürworter (darunter viele MMT-Ökonomen wie Pavlina Tcherneva oder Bill Mitchell) halten entgegen, dass Menschen neben Einkommen auch soziale Eingebundenheit und Sinn brauchen. Arbeit – sofern fair entlohnt und gemeinwohlorientiert – stiftet Selbstwert. Anstatt Leute für Nichtstun zu bezahlen, solle man sie für gesellschaftlich nützliche Tätigkeiten bezahlen. Beispiele für JG-Arbeitsfelder sind Klimaschutzprojekte (Aufforstung, Solardächer installieren), Betreuung und Pflege, Kulturarbeit, Bildungsassistenz, Stadtteilsanierung und vieles mehr. Viele dieser Aufgaben bleiben im Markt heute liegen, könnten aber mit einer Jobgarantie erledigt werden. Dadurch würde der technische Fortschritt allen zugutekommen: Wir hätten sowohl hohe Produktivität durch Maschinen, als auch mehr menschliche Zuwendung in Bereichen, wo Maschinen (noch) nicht ersetzen können – eine bessere Verteilung von Arbeit und Wohlstand. MMT-Autoren betonen zudem die preisstützende Funktion der JG: Arbeitslosigkeit wird nicht mehr gebraucht, um Inflation zu zähmen (gegenwärtige Politik nutzt oft einen „Sockel“ an Erwerbslosen, um Lohndrückerei zu ermöglichen); stattdessen bildet die öffentliche Beschäftigung den Puffer.

Allerdings steht die JG vor eigenen Herausforderungen: Finanzierung ist zwar wie beim UBI durch Währungssouveränität lösbar, aber die praktische Organisation ist komplex. Zudem muss die Qualität dieser Jobs stimmen, damit sie nicht als „zweiter Arbeitsmarkt“ stigmatisiert werden. Befürworter kontern, dass die Kosten einer JG letztlich geringer seien als die Folgekosten der Arbeitslosigkeit (Sozialtransfers, Gesundheitsprobleme, verlorene Steuereinnahmen etc.), und dass viele normale Staatsausgaben umgewidmet werden könnten, um Leute direkt anzustellen statt nur Zahlungen zu leisten.

Im Kontext von Automatisierung und Energie (siehe nächster Abschnitt) erscheint eine Mischung aus beiden Ansätzen denkbar: In Transformationsphasen könnte ein Grundeinkommen abfedern, während gleichzeitig eine Jobgarantie sicherstellt, dass niemand ohne sinnvolle Beschäftigung bleiben muss, wenn er arbeiten will. Letztlich zielen beide auf eine Gesellschaft ab, die den Menschen von existenzieller Not befreit. Die Frage ist, ob dies durch rein monetäre Transfers oder durch Teilnahme an produktiver Tätigkeit besser gelingt. Eine definitive Antwort gibt es noch nicht, doch die Diskussion hat an Dringlichkeit gewonnen, da KI wie z.B. ChatGPT, robotisierte Logistik oder autonome Fahrzeuge in den kommenden Jahren vermehrt traditionelle Jobs in Frage stellen. Gesellschaft und Politik werden vermutlich Elemente beider Konzepte benötigen, um den Übergang in ein Zeitalter hoher Produktivität bei gerechter Verteilung zu meistern.

Energie als fundamentale Ressource: Kardashev-Skala, grüne Wende und Robotik

Technologie und Wirtschaft hängen fundamental von Energie ab. Die Kardashev-Skala, vorgeschlagen vom sowjetischen Astronomen Nikolai Kardaschow, kategorisiert Zivilisationen nach ihrem Energieverbrauch:

  • Typ I: Nutzung aller auf einem Planeten verfügbaren Energie (für die Erde grob geschätzt ~$10^{16}$ W oder die gesamte Sonneneinstrahlung auf die Erdoberfläche).
  • Typ II: Nutzung der Energie eines gesamten Sterns (z.B. mittels Dyson-Sphäre um die Sonne, ~$10^{26}$ W).
  • Typ III: Nutzung der Energie einer ganzen Galaxie (~$10^{36}$ W).

Die Menschheit befindet sich laut Schätzungen noch unterhalb von Typ I. Aktuell nutzen wir etwa 0,73 auf der Kardashev-Skala – das entspricht einer globalen Leistung von rund 18 Terawatt (TW), während die eingestrahlte Solarleistung auf die Erde etwa 173.000 TW beträgt. Anders ausgedrückt: Unser heutiger Energieverbrauch ist nur ein winziger Bruchteil dessen, was theoretisch verfügbar wäre, würde man z.B. umfangreich Solarenergie sammeln.

Energie als Grundlage: Wirtschaftswachstum war historisch immer eng mit steigendem Energieverbrauch verknüpft – Kohle und Dampfkraft trieben die industrielle Revolution an, Erdöl das 20. Jahrhundert. Energie ermöglicht Arbeit (im physikalischen Sinne) und damit Produktion. Limitierte Energie drosselt Wachstum, während reichlich verfügbare günstige Energie neue Industrien und Technologien ermöglicht. Heutige High-Tech-Gesellschaften sind enorm energiehungrig: Rechenzentren, Server, elektrifizierte Verkehrsmittel, Fabrikroboter – all das benötigt Strom.

Interessanterweise könnte in einer hochautomatisierten Zukunft Energie zur entscheidenden Währung werden. Ein Gedanke in futuristischer Ökonomie (manchmal „Kardashev-Ökonomie“ genannt) ist: Wenn menschliche Arbeitskraft nicht mehr der Engpass ist (weil KI und Roboter die meisten Güter produzieren), dann bestimmen Energie und Rohstoffe die Grenzen dessen, was produziert werden kann. Ein vollautomatisierter Produktionsapparat, der von reichlich Energie gespeist wird, könnte theoretisch im Überfluss Güter bereitstellen – Post-Scarcity wird dann greifbarer. In diesem Sinne ersetzt Energie den klassischen Produktionsfaktor Arbeit: Statt in Arbeitsstunden messen wir Wertschöpfung vielleicht in Kilowattstunden.

Auf dem Weg dorthin stehen wir aber vor der Herausforderung der Energiewende. Aktuell stammen noch rund 84% der Weltprimärenergie aus fossilen Quellen (Öl, Gas, Kohle). Um sowohl nachhaltiges Wachstum (Typ I erreichen) als auch Klimaschutz zu schaffen, müssen wir massiv in grüne Energieinfrastruktur investieren: Solar- und Windparks, Energiespeicher, Smart Grids, eventuell Kernfusion oder neue Kernkrafttechnologien. Diese Transformation erfordert Anfangsinvestitionen gigantischen Ausmaßes – dies könnte ein klassischer Fall sein, wo MMT-konforme Fiskalpolitik einspringt: Regierungen können große Defizite in Kauf nehmen, um die grüne Infrastruktur voranzutreiben, da hier realer Gegenwert (Energieanlagen) entsteht und langfristig sogar Deflationseffekte (günstigere Energie) erzeugt werden.

Mehr verfügbare Energie ermöglicht zudem neue Technologien. Beispielsweise: Meerwasser-Entsalzung in großem Stil (erfordert viel Energie, löst Wasserknappheit), Herstellung von synthetischen Treibstoffen oder grünem Wasserstoff (benötigt Strom), das Betreiben energieintensiver Rechenzentren für KI und Big Data, oder zukünftige Raumfahrtprojekte (etwa Mond-/Marsbasen, Asteroidenbergbau) – all das hängt daran, dass ausreichend Energie vorhanden ist. Auf Kardashev I zuzusteuern heißt, die weltweite Energieerzeugung um etwa das 10-fache oder mehr zu steigern und zu dekarbonisieren. Das ist eine immense Aufgabe, bietet aber auch ökonomische Chancen: Der Aufbau dieser Infrastruktur schafft Arbeitsplätze und könnte Teil eines Jobgarantie-Programms sein (z.B. staatlich geförderter Ausbau erneuerbarer Energien, bei dem niemand, der mithelfen will, arbeitslos bleiben muss).

Robotik und Energie: Roboter sind im Grunde „Maschinen, die Arbeit verrichten“. Je günstiger und reichlicher Energie verfügbar ist, desto mehr Roboter können wir einsetzen, da die Betriebskosten sinken. In einer energiereichen Zukunft könnten Roboter Routinearbeiten in Landwirtschaft, Bau, Pflege, Dienstleistungen übernehmen, während Menschen sich mehr auf Aufsicht, kreative Tätigkeiten oder soziale Berufe konzentrieren. Beispielsweise könnte eine Armee von Agrarrobotern mit Solarstrom Felder bestellen, Ernte einbringen und somit Nahrungsmittel nahezu ohne menschliche Arbeit erzeugen. Dies wäre ein Segen – aber auch eine Herausforderung, was mit freigesetzten Arbeitskräften geschieht (wieder der Bogen zu UBI/JG).

Auf dem Weg zu einer hochtechnisierten, energiereichen Gesellschaft müssen wir auch Infrastruktur und Ressourcen global denken. Ein Typ I-Zivilisation hätte planetenweite Stromnetze, möglicherweise Orbitalsolarkraftwerke, Fusionsreaktoren etc. Investitionen in Stromnetze (z.B. ein europäisches Supragrid, das Solarstrom aus Südeuropa/Nordafrika mit Windstrom aus Nordeuropa verbindet) sind Schritte dorthin. Ebenso wichtig ist Speicherung (Batterien, Pumpspeicher, Wasserstoff) um fluktuierende Erzeugung auszugleichen.

Die Kardashev-Skala mahnt uns auch: Um wirklich exponentielles Wachstum fortzusetzen, müssen wir die Energiebarriere überwinden. Sonst stoßen wir an eine natürliche Grenze, wo nicht mehr genug Energie da ist, um weitere technische Fortschritte breit auszunutzen. Zum Glück sind wir von dieser Grenze noch entfernt und haben mit der Sonne eine riesige Energiequelle praktisch frei Haus – es gilt, diese effizient zu nutzen.

Wirtschaftliches Handeln nach Kardashev könnte bedeuten, dass Staaten den Erfolg nicht nur an BIP oder Preisen messen, sondern an Energieverfügbarkeit pro Kopf. Einige Experten schlagen vor, Energie (z.B. kWh) als neue Basiseinheit in der Ökonomie zu betrachten. Ein Extremvorschlag ist die „Energiewährung“ – z.B. Tokens, die eine gewisse Energiemenge repräsentieren (damit wäre Geld direkt an physische Leistung geknüpft). Zwar ist das noch theoretisch, aber es zeigt den Stellenwert von Energie: Sie ist das A und O für zivilisatorischen Fortschritt.

Für die grüne Wende bedeutet dies: Je schneller wir es schaffen, gigantische Mengen CO₂-freier Energie bereitzustellen, desto eher erreichen wir nachhaltigen Wohlstand auf höherem Niveau. Technologien wie Wind und Solar haben – analog zur IT – Lernkurven, die sie exponentiell günstiger machen (ähnlich Moore’s Law gibt es ein „Wright’s Law“ für Solarmodule: mit jeder Verdopplung der kumulierten Produktion sinken die Kosten um einen konstanten Prozentsatz). Hier befeuern sich Technik und Ökonomie gegenseitig positiv: Billige Energie macht Produktion günstiger, was wiederum mehr Investitionen und Innovation erlaubt.

Auch aus sozialer Sicht ist Energie zentral. Zugang zu ausreichend Energie ist Voraussetzung für moderne Lebensstandards (Licht, Wärme, Mobilität, Kommunikation). In einer automatisierten Zukunft könnte man sagen: Energie ist das neue Gold – wer Zugriff darauf hat, verfügt über Wohlstand. Daher ist eine demokratische Kontrolle bzw. breite Zugänglichkeit von Energiequellen wichtig, um keine neue Ungleichheit („Energie-Armut“) entstehen zu lassen. Visionen wie öffentliche, dezentrale Energieerzeugung (Hausdächer als Solarkraftwerke, lokale Speicher, Gemeinde-Windparks) könnten die Basis dafür sein, dass die ganze Gesellschaft vom Energieüberschuss profitiert, analog zum Konzept des Grundeinkommens aber in Form von Energiedividende.

Zusammengefasst unterstreicht der Blick durch die Kardashev-Brille: Energie ist die fundamentale Ressource, die wirtschaftliches Handeln und technologische Möglichkeiten bestimmt. Investitionen in Energieinfrastruktur und Technologie sind Investitionen in die Zukunftsfähigkeit. Wenn wir es schaffen, die Energiefrage zu lösen – sauber, reichlich und verteilt – öffnen wir die Tür zu einem Zeitalter, in dem Robotik und KI ihren vollen Nutzen entfalten können, um Wohlstand für alle zu schaffen, ohne den Planeten zu zerstören. Dies erfordert heute mutige politische Weichenstellungen, welche die hier behandelten Themen verknüpfen: Eine fiskalische Strategie (à la MMT), die nötige Billioneninvestitionen nicht scheut, soziale Sicherungsnetze (UBI/JG), die Menschen im Wandel auffangen, und natürlich kontinuierliche Förderung von Forschung und Innovation, um die exponentielle Technik-Welle reiten zu können, anstatt von ihr überrollt zu werden.

Fazit: Der exponentielle technologische Wandel bietet enorme Chancen für Wohlstand und gesellschaftlichen Fortschritt, stellt aber klassische ökonomische Denkmuster infrage. Deflationäre Tendenzen durch High Tech sind kein Grund zur Sorge, solange wir unsere Wirtschaftspolitik anpassen – sie erlauben uns vielmehr, die Früchte des Fortschritts über kluge Staatsausgaben, Bildungs- und Sozialprogramme zu ernten, ohne die Gespenster Hyperinflation oder Staatsbankrott fürchten zu müssen. Moderne Ansätze wie MMT liefern dabei einen passenden Rahmen, um über Defizite anders zu denken. Gleichzeitig müssen wir überlegen, wie wir Menschen ein sinnstiftendes Leben ermöglichen, wenn „Arbeit“ im traditionellen Sinne weniger wird – hier bieten Grundeinkommen und Jobgarantie unterschiedliche, potenziell kombinierbare Lösungen, um Sicherheit und Teilhabe zu gewährleisten. Schließlich ist Energie die große Stellschraube, an der gedreht werden muss, um die nächste Stufe der Entwicklung zu erreichen. Gelingt die grüne Energiewende und der Aufbau einer Typ-I-Zivilisation, so schaffen wir die Grundlage dafür, dass Automatisierung und KI keinen Mangel erzeugen, sondern Überfluss, der allen zugutekommt.

Die kommenden Jahrzehnte werden zeigen, ob wir diese Herausforderungen meistern. In jedem Fall ist es essenziell, die Zusammenhänge zwischen Technologie, Ökonomie und Gesellschaft zu verstehen – denn exponentieller Wandel erfordert exponentielles Umdenken. Mit dem richtigen Mix aus Innovation, kluger Politik und gesellschaftlicher Weitsicht kann die Menschheit auf einer höheren Stufe ankommen, auf der Armut durch Produktivitätsfortschritte obsolet wird und wir nachhaltig mit unserem Planeten umgehen, während wir zugleich in atemberaubendem Tempo weiterlernen und wachsen.

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