Die ATOM-Thesis – Meine Gedanken
In der ATOM-Thesis schreibt Kartik Gada von den deflationären Auswirkungen der Technologie. Die Idee dahinter ist ein exponentielles “Günstiger werden”.
Das erscheint mir sehr nachvollziehbar. Rechenleistung, Speicher, Bandbreite, alles fällt langfristig im Preis, während die Leistung steigt. Das zieht andere Sektoren mit, sobald Digitalisierung einsetzt. Roboter, KI und Software erledigen Aufgaben billiger als Menschen. Arbeitskosten sinken, Wettbewerb zwingt Unternehmen, diese Ersparnis in niedrigere Preise weiterzugeben. Und wir leben in Zeiten beschleunigten Wandels.
Die Lösung QE macht jedoch keinen Sinn. Aus MMT-Sicht ist Quantitative Easing (QE) nicht inflationär, weil es im Kern nur einen Aktivtausch innerhalb der Finanzmärkte darstellt: die Zentralbank kauft Staatsanleihen oder andere Wertpapiere und schreibt den Banken dafür Reserven gut. Banken tauschen also zinstragende Wertpapiere gegen Zentralbankguthaben – ihre Nettovermögen steigen dadurch nicht, und auch die Einkommen der privaten Haushalte verändern sich nicht direkt. Da Banken nicht durch Reserven „mehr verleihen können“ (Kredite entstehen endogen durch Nachfrage und Bonität, nicht durch vorhandene Reserven), fließt das zusätzliche Zentralbankgeld nicht automatisch in die Realwirtschaft. QE treibt daher in erster Linie Vermögenspreise (Aktien, Immobilien, Anleihen), weil Investoren nach Rendite suchen, hat aber keinen starken Effekt auf Konsum- oder Güterpreisinflation. Inflation entsteht in der MMT-Logik erst dann, wenn staatliche Nettoausgaben direkt die Kaufkraft der Haushalte erhöhen und auf reale Kapazitätsgrenzen stoßen.
Gada möchte ein exponentiell steigendes Grundeinkommen aus QE. Ich halte eine Jobgarantie (wie von Pavlina Tscherneva) für eine bessere Idee. Die Job Guarantee wirkt aus MMT-Sicht doppelt stabilisierend: In Zeiten technologischer oder zyklischer Deflation sorgt sie dafür, dass Einkommen erhalten bleiben, weil jeder, der im privaten Sektor keinen Job findet, sofort eine öffentlich finanzierte, sinnvolle Beschäftigung bekommt. So bleibt Nachfrage stabil, ohne dass man Preise künstlich hochhalten muss. Gleichzeitig wirkt sie auch bei plötzlichen Preisschocks (wie durch den russischen Krieg, steigende Energiepreise) als Puffer: Menschen verlieren nicht massenhaft ihre Jobs, sondern haben ein sicheres Einkommen im Programm. Das verhindert, dass ein Angebotsschock in eine soziale Krise und Nachfrageschwäche kippt, und macht die Wirtschaft robuster, sowohl gegen deflationären Druck als auch gegen “inflationäre” Ausschläge.